Wahrheit oder Traum

Wahrheit oder Traum?

Als ich den Bus bestieg, hatte ich zuerst etwas Mühe, einen Platz zu bekommen; ich fand ihn im hinteren Teil des Busses und war gottfroh, mich setzen zu können.

Mein Blick streifte meinen Nachbarn, der neben mir saß und mürrisch vor sich hinsah. Ich konnte ihn verstehen: das Wetter war für diese Jahreszeit doch noch um einiges zu kalt, und man hatte keinen Grund, ein sonniges Gesicht zu machen. Als ich mich jedoch umblickte, durchzog ein warmer Schauer meinen ganzen Körper.

Ich blickte in die schönsten und feurigsten Augen, die mich jemals angesehen hatten. Ihr dunkelrotes Haar umrahmte ihr schönes Gesicht und fiel in lockiger Pracht auf ihre schmalen Schultern. Ein Lächeln mit einem etwas verträumten Hauch ließ meine Augen wie hypnotisiert auf ihr ruhen. Ich merkte, dass dies auch andere Leute schon sahen, und versuchte, meinen Blick von ihr loszureißen.

Aber es war mir nur mit aller Kraft möglich. Die ältere Dame gegenüber konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, musste ich doch ein Gesicht mit einem besonders verklärten Ausdruck haben.

Eine leichte Peinlichkeit machte sich in mir breit, doch war ich schon in Gedanken versunken, dabei ihre vollen roten Lippen mit den meinigen zu liebkosen, während ihre Nasenflügel leicht vibrierten. Ich spürte diesen in Gedanken erlebten Kuss mit einer mir unbekannten Intensität, die mich am ganzen Körper erschauern ließ, und ich konnte Traum und Wirklichkeit kaum unterscheiden. Voller Genuss ließ ich mich von ihren zarten Händen liebkosen. War es Traum oder Wirklichkeit? Ich konnte von dieser gedanklichen Vorstellung nicht genug bekommen und gab mich ganz meiner Fantasie hin.

Schon lange war der Bus an der Station vorbeigefahren, an der ich aussteigen sollte. Diese Feststellung brachte mich in die Wirklichkeit zurück, als auch in diesem Moment die Bus-Endstation erreicht war.

Der mittlerweile fast leere Bus begann, sich vollends zu leeren und auch ich wollte gerade von meinem Platz aufstehen, als unerwartet eine feste, zarte Hand die meine umschloss und eine Stimme wie Engelsmusik zu mir sagte: „Komm mit zu mir, warum sollen wir denn immer nur träumen!“

Text und Bild: POSITIV-MEDIEN (Karl Birkeneder * Corel-Draws * Waldemar Herzog

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